Page 8 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!
Es bestand die Befürchtung, dass durch die vor Jahren durchgeführte Operation die
Vernarbungen an der Stelle zu groß sind und dadurch gewisse Punkte nicht durch Elek-
troden abgedeckt sind, die Ableitungen dadurch nicht lückenlos aufgezeichnet werden
können und das Restrisiko für den zu erwartenden nächsten Eingriff zu groß ist. Rein-
hards Schädeldecke wird gerade geschlossen und er wird dann in der Intensivstation
versorgt. Ich stelle noch einige Fragen betreffend der weiteren Vorgangsweise und fahre
dann in den achten Stock, wo noch immer Gerti auf eine Nachricht von mir wartet.
Die Ferien verbrachten wir in Wien. Problemen im AKH auseinandersetzt.
Dies hatte weniger mit den gesund- Sie ist zwar erst in ihrer Spezialausbil-
heitlichen Problemen von Reinhard zu dung aber er würde, wenn wir wollten
tun, vielmehr war es auch ein finanzi- einen Termin mit ihr vereinbaren. Wir
elles Problem. Die Situation war zwar wollten, und so bekamen wir einen Ter-
die, dass ich in meinem Nebenberuf als min. Die Klinik, wo wir das erste mal
Taxifahrer unterwegs war und hauptbe- Frau Dr. F. zu einem Gespräch trafen,
ruflich als Fernmeldemonteur bei der befindet sich im damals neuen Teil des
Post arbeitete, aber als Alleinverdiener AKH. Der Name klang nicht besonders
mit einem Vierpersonenhaushalt die fi- verheißungsvoll. „Universitätsklinik
nanziellen Mittel nicht immer für einen für Neuropsychiatrie des Kindes und
Urlaub ausreichten. Reinhard schluck- Jugendalters“ Vorstand Prof. Dr. W.
te täglich 2x150mg Convulex. Es war SP. Der Klinikbau mit seinen elf Ge-
schon nur mehr die halbe Dosis, denn schossen, wirkte klein gegenüber den
im Spital musste er noch 2x 300mg Monstern der beiden Bettentürme des
nehmen. Am Schulbeginn wechselte in Bau befindlichen AKH‘s. Am Neu-
Reinhard in die 3.Klasse. Die Lehrerin baus wurde noch intensiv gearbeitet.
blieb die selbe. Der Unterricht in der Über einen gut gesicherten Baustellen-
Schule war für Reinhard weiterhin kein zugang erreichte man über die Ebene
Problem, zu Hause ging es nicht mehr fünf den Eingang zur Klinik. Die Hin-
so gut. Wir dachten es hätte mit den weistafel zeigte Ebene 4, also ab in den
Medikamenten einen Zusammenhang. Keller. Sehr bald merkten wir wer hier
Es ging alles viel langsamer und man das Sagen hatte. Mary in Gestalt einer
musste den Tag anders einteilen. Von allwissenden und nie fehlenden kinder-
einer Mutter eines Mitschülers erfuhr freundlichen und Eltern belehrenden
Gerti den Namen eines Studienkolle- Schwester. Warten war wieder einmal
gen. Er war mittlerweile fertiger Kin- angesagt. Die Termine waren eng ge-
derchirurg. Wir suchten ihn in seiner steckt und konnten sich nicht ausgehen.
Ordination im 11.Bezirk auf. Nach der Der Gang war schmal, Warteraum gab
Untersuchung teilte er uns mit, dass er es keinen und für drei wartende Fami-
uns bei einem Anfallsleiden nicht hel- lien zu wenig Stühle. Ich war Warten von
fen könne, aber er hätte eine Kollegin, meiner Tätigkeit als Taxifahrer gewohnt.
Frau Dr. F., die sich speziell mit diesen
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