Page 5 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!

                    Einer der Ärzte kam nach einigen Minuten durch die Türe zum Untersuchungszim-
                    mer und zeigte mir ein Glasröhren mit einer klaren Flüssigkeit und meinte. „Ihr
                    Sohn liegt nicht im Koma, dies beweist das noch vorhandene Schmerzempfinden

                    und vermutlich hat er auch keine Meningitis. Er ist noch nicht zu sich gekommen
                    und wir überstellen Ihn ins AKH für eine Computertomographie. Sie können nach
                    Hause gehen, wenn wir mehr wissen rufen wir Sie an.“ Wir tauschten die Telefon-
                    nummern aus und ich war schon alleine. In diesem Augenblick war ich sehr alleine.
                    Alleine mit den Gedanken und mit den Worten „Im Koma liegt er nicht“. Man muss
                    kein ausgebildeter Mediziner sein um den Sinn des Wortes „Koma“ zu verstehen. Ich
                    dachte nicht im Traum daran, dass es sich um einen Komazustand handeln könnte.
                    Am Weg nach Hause war meine einzige Hoffnung, dass wenn er nach 90 Minuten

                    nicht im Koma liegt, ihm dieser Zustand erspart bliebe. Nach etwa 4 Stunden,
                    und einigen Anrufen im Spital, kam die Nachricht Reinhard sei wieder erwacht,
                    er sei ansprechbar, es ginge Ihm gut und wir wurden für weitere Informationen
                    auf den nächsten Tag vertröstet. An diesem Abend wurde nur geraucht und die
                    Kaffeemaschine  einem  Härtetest  unterzogen.  Für  Gerti  war  die  Belastung  be-
                    sonders  unerträglich,  da  sie  am  15.  März  erst  nach  einer  Unterleiboperati-
                    on in häusliche Pflege entlassen wurde. Sie selber hatte große gesundheitliche
                    Strapazen  hinter  sich  und  die  neuerliche  Belastung  für  sie  war  daher  enorm.
            Der Gedanke ans Rauchen holt mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Ich rauche

            nun seit zwei Jahren nicht. Zum einen sind meine Bronchien vom Rauchen angegrif-
            fen und zum Anderen hatte ich im Taxi auf den Standplätzen lange Wartezeiten und
            griff dadurch immer öfter zur Zigarette. Jetzt ist es wieder soweit, der Gusto auf eine
            Zigarette ist wieder da. Nicht so stark, dass ich wieder rauchen könnte, ich spüre nur
            ein Verlangen nach einer Zigarette. Aus einem der beiden nebeneinander befind-
            lichen Aufzugkabinen steigt eine junge Frau und geht etwas suchend auf eine Türe
            zu, von der sie wahrscheinlich annimmt, sie wäre der Eingang zur Intensivstation. Sie
            fragt mich ob ich hier auf einen Arzt der Station warten würde. Ich erkläre ihr, dass
            ich auf einen Neurochirurgen warte und sie drückt daraufhin die Taste des Sprech-

            gerätes, wie auf einer Tafel beschrieben steht. Nach einiger Zeit fragt eine Schwester
            über die Rufanlage was sie wolle. Auf ihr Ersuchen hin einen Arzt sprechen zu dür-
            fen wird sie auf einige Minuten vertröstet. Sie nimmt Platz und sie erzählt mir von
            Ihrem Mann, dem ein Tumor im Gehirn entfernt wurde. Je nach Dauer der Opera-
            tion liegen die Patienten einen oder maximal zwei Tage auf der Intensivstation. Auf
            meine Frage ob sie von Komplikationen bei der Operation wisse, antwortet sie ihr
            Mann hätte vor einem Jahr einen Lungeninfarkt gehabt und sie mache sich deshalb
            große Sorgen. Ich erwidere darauf, sie hätten doch sicher mit dem behandelnden
            Arzt die Risiken des Eingriffes besprochen, und es werde schon alles gut gehen. Sie
            entschuldigt sich und sagte sie müsse auf die Toilette gehen. Als sie fort war denke
            ich an die Sorgen welche sich Gerti immer und zu jeder Zeit um unseren Reinhard

            macht. Tag und Nacht lässt Sie die Sorge um ihn nicht so richtig zur Ruhe kommen.



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