Page 39 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!

          Obwohl der Chef politisch  dung es warten viele auf eine  in  seinem  Verhalten  und
          tätig war und er es eigent- derartige            Beschäftigung. die  Gespräche  und  Ausei-
          lich besser wissen hätte sol- Nun  startete  ich  auch  den  nandersetzungen  über  das
          len, war er von seiner Mei- Versuch, Reinhard bei der  Thema  „Arbeit“  wurden
          nung,  „Einen  Behinderten  Telekom  unterzubringen,  immer intensiver. Eine ge-

          wird man nicht mehr los“  trotz  der  Aussage  „Wir  wisse Ablenkung bot da die
          nicht  abzubringen.  Er  er- müssen  6.000  Mitarbeiter  Steiermark,  aber  es  war
          bat  sich  Bedenkzeit  aus,  kündigen,  da  können  wir  eben nur eine kleine Ablen-
          er wollte  noch einmal mit  deinen Sohn nicht aufneh- kung. Ich intensivierte wie-
          einem  Juristen  sprechen  men“  fand  ich  einen  Kol- der  einmal  meine  Bemü-
          und  mich  dann  eine  Wo- legen in einer relativ guten  hungen  und  schrieb  dem
          che  später  anrufen.  Nach  Position,  der  versprach  Bürgermeister  von  Wien,
          dem halben Jahr war somit  mir zu helfen. Wir intensi- was  zur  Folge  hatte,  dass
          Reinhards  Arbeitstraining  vierten nun auch den Kon- wir einen Termin bei einem

          zu  Ende  und  auf  den An- takt  zum  Homöopathen,  seiner Sekretäre bekamen.
          ruf der Firma zur eventu- und  erreichten  nach  etli- Dieser  war  sehr  bemüht
          ellen  Aufnahme  über  das  chen  Versuchen  mit  ver- hatte aber auch keine posi-
          Behinderteneinstellungs- schiedenen  Hochpotenzen  tiven Zusagen zur Situation
          gesetz  warten  wir  heute  eine  Minderung  der  An- parat.  Das  Problem  dabei
          noch.  Für  Reinhard  gab  fälle um mehr als die Hälf- war weniger die Situation,
          es  einige  neue  Erkennt- te. Derzeit, heute ist der 4.  dass  es  bei  der  Gemeinde
          nisse. Das Wesentliche da- November 2000, liegen wir  viele  Bewerber  für  einen
          bei war, in der Situation in  bei  3  Anfällen  im  Monat.  Behindertenjob  gibt,  son-
          der er sich befindet kommt  Reinhard ist nun viel, nicht  dern dass es die klassischen
          es  nicht  darauf  an  wie  er  zuletzt auch wegen der we- Bürogehilfen  nicht  mehr

          sich fühlt oder was er alles  nigen  Anfälle,  unterwegs.  gibt. Reinhard könnte aber
          leisten könnte, sondern ob  Er  hat  wesentlich  mehr  ohne adäquate Ausbildung
          es  die Anderen  es  auch  so  Selbstvertrauen  gewonnen  keinen  anderen  Einstiegs-
          sehen  und  annehmen.  In  und  nützt  dies  auch  voll  job  bekommen.  Er  würde
          seinem Fall wurde es eben  aus. Plötzlich interessiert er  sich  sofort  melden  sollte
          noch  nicht  angenommen. sich für Jugendgruppen, da  sich  die  Situation  ändern.
          Nach einer Bewerbung bei  gab es zwar schon Enttäu- Wochen  später  hatten  wir
          der  Gemeinde  Wien,  nach  schungen, aber da er einen  dann  noch  einen  anderen
          dem Motto, „Ich würde mir  Teil seiner Jugend mit der  Termin bei einer Dame im

          meinen      Lebensunterhalt  Krankheit  verlor,  muss  er  Rathaus  und  dieser  hatte
          gerne selber verdienen und  die Erfahrungen eben erst  zur  Folge,  dass  Reinhard
          die  Sozialhilfe,  sie  kommt  jetzt  machen.  Mit  zuneh- in  eine  engere  Wahl  ge-
          vom Land Wien, überlasse  mender  Besserung  seiner  nommen  wurde,  er  lande-
          ich  anderen  Bedürftigen“  Zustände merkte man doch  te  mit  seiner  Bewerbung
          gab es natürlich auch eine  langsam  aber  sicher  eine  bereits  auf  einen  Tisch
          Absage  mit  der  Begrün- gewisse              Unzufriedenheit  zur  näheren  Bearbeitung.




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