Page 43 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!
          Dafür war die Intensität teilweise größer geworden. Uns hatte der Neurochirurg nach
          der letzten OP erklärt ein drittes Mal könne er nicht mehr operieren. Damit, und weil
          sich die Situation doch wieder signifikant verschlechterte reichten wir bei der SVA um

          eine Erwerbsunfähigkeitspension ein. Nach den notwendigen Untersuchungen wurde
          ihm, auch aufgrund seines Alters, eine solche befristet auf  2 Jahre, gewährt. Von den
          Referenten wurde dann erklärt, dass das üblich sei und wenn sich im Gesundheits-
          zustand keine Veränderung ergibt, werde das in den meisten Fällen auf Dauer umge-
          wandelt. Nun begann eine schlimme Zeit, weil eine Selbständigkeit aufzugeben ist kein
          leichtes Unterfangen. Und ein Trafikant hat es besonders schwer einen Nachfolger zu
          finden. Dieser muss Vorzugsberechtigt sein und eine Prüfung ablegen, nur so ist es aus
          monopolrechtlichen Gründen möglich Trafikant zu werden. Wir hatten das Glück in-
          nerhalb eines halben Jahres einen Käufer, bei dem alles passte, gefunden zu haben und
          Reinhard konnte seine Pension am 01.01.2013 antreten.
          Wir nutzten die gewonnene Freizeit aus und versuchten erneut über weitere Untersu-

          chungen und Termine im AKH- Neurochirurgie (Prof. C.) und Neurologischem Zen-
          trum Rosenhügel (Prof. B.) eine Möglichkeit zu finden, die Zustände, die der Tumor
          und das Hämatom auslösen in den Griff zu bekommen. Da es sich laut Prof. C. um
          keinen Notfall handle, er aber entgegen seinen Aussagen vor Jahren doch eine weitere
          OP in Betracht zog, wurden wir auf unbestimmte Zeit vertröstet. Wir warteten auf
          einen Termin und da sich die Zustände von Reinhard besserten, der Stress und die
          Anstrengungen im Geschäft fielen ja weg,  wurde auch kein besonderer Druck entwi-
          ckelt. In den 2 Jahren der Pensionierung kam es außer der Wortfindung und der Ver-
          gesslichkeit nur einmal zu einem Anfall, der ca eine halbe Stunde dauerte, anders als

          die meisten anderen verlief, und darauf zurückzuführen war, dass Reinhard an diesem
          Tag im Garten bei der Unkrautbekämpfung mithalf. Einer zwar kniende aber kei-
          neswegs schweren Tätigkeit. Für uns ein weiterer Beweis seiner Erwerbsunfähigkeit.
          Nun  vergingen  die  2  Jahre  und  bei  den  Untersuchungen  der  SVA  be-
          züglich  der  weiteren  Erwerbsunfähigkeit  wurde  mittels  Bescheid  fest-
          gestellt  „eine  leichte  und  eingeschränkt  mittelschwere    Arbeit  im  Sit-
          zen,  Stehen  und  Gehen  in  einer  selbstängen  Erwerbstätigkeit“  sei  möglich.
          Dagegen wurde am 23.12.2014 Klage am Arbeits- u. Sozialgericht Wien eingereicht.


          Die  Folgen  waren  das  Antreten  bei  vier  vom  Gericht  bestellten  Gutachtern.  Es
          ging  dabei  um  die  medizinische  Einschätzung  der  Erwerbsunfähigkeit.  Es  be-

          traf  die  Bereiche  Neurologie  und  Psychiatrie,  Augen  sowie  Orthopädie  und  inne-
          re Medizin. Diese Ergebnisse landen beim berufskundlichen Sachverständigen, der
          daraus  die  Lehre  zieht  und  dem  entsprechend    einen  möglichen  Beruf  aussucht.
          Die  Ergebnisse  der  Sachverständigen  werden  aufgrund  der  Erkenntnisse
          aus  einem    kurzen  Gespräch  und  der  Sichtung  der  mitgebrachten  medizi-
          nischen  Voruntersuchungen.  Aus  diesen  und  der  Tatsache  der  bereits  schon  ein-
          mal  bewilligten  Erwerbsunfähigkeitspension  war  eindeutig  ersichtlich,  dass
          Reinhard  gesundheitlich  keinerlei  Chancen  hat  sich  selber  zu  versorgen.



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