Page 37 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!
Nun mussten wir wieder von vorne beginnen einen neuen Platz zu finden, zumal Rein-
hard in einer guten Verfassung war und er keinen Zweifel daran ließ, dass er unter
allen Umständen arbeiten wolle. Nun fiel mir ein Cousin ein, bei dem ich vor 20 Jahren
einmal einige Zeit einen Nebenjob hatte. Dieser hatte in den Jahren, mit viel Fleiß, 4
Firmen gegründet. Ich bekam einen Termin, da er auch politisch tätig ist, war das gar
nicht einfach. Wir besprachen die Möglichkeiten, die wir hatten und wir einigten uns
auf ein nächstes Treffen mit der Integration Wien, um Detailfragen besser klären zu
können. Frau Mag. Schneider war von diesem Vorschlag begeistert, da die Suche nach
Firmen, die solche Projekte zulassen, nicht einfach ist. Dies obwohl hier 100% finan-
zielle Unterstützung, seitens des AMS oder anderer Institutionen, gewährt werden.
Sie verhandelte mit dem Leiter des AMS und mit dem Leiter der Sozialhilfestelle und
konnte zum Schluss einen vollen Erfolg melden. Das AMS finanziert, vorerst einmal
auf ein halbes Jahr, ein Arbeitstraining. Reinhard bezieht eine Deckung des Lebens-
unterhaltes vom AMS und ist auch dabei voll krankenversichert. Da Reinhard bisher
noch keine Arbeit hatte, und somit auch nie einen Arbeitslosenbeitrag leistete, musste
er sich beim AMS als Arbeitsuchender eintragen lassen. Die Sozialhilfe wurde ruhend
gestellt aber nicht eingestellt. Bei Nichterlangung der vollen Arbeitsfähigkeit ist ein
Aufleben der Sozialhilfe jederzeit möglich. Mit diesen Kriterien trafen wir uns noch
einmal bei meinem Cousin und wir konnten uns auf einen Beginn dieses Trainings
im September einigen. Reinhard würde voll in den Büroalltag integriert werden, er
bekommt einen eigenen Arbeitsplatz und einen Mentor, an den er sich jederzeit bei
Problemen richten kann. Seine Arbeitszeit beginnt mit 4 Stunden pro Tag. Mit diesen
sehr guten Aussichten gingen wir in die Ferien. Für Gerti verliefen die letzten Mo-
nate nicht so erfolgreich. Aufgrund der hohen nervlichen Belastung der vergangenen
Jahre hatte sie nun schon massive gesundheitliche Probleme. Sie konsultierte einige
Ärzte und musste etliche Behandlungen durchmachen. Sie war rund um die Uhr für
die Probleme von Reinhard da und hatte dadurch alle kränklichen Anzeichen ihrer
eigenen Befindlichkeiten übergangen. Dadurch hatte sich einiges angesammelt und es
stehen einige Eingriffe und Therapien in der nächsten Zeit an. In dieser Zeit ging es ihr
sehr schlecht und ich hatte dadurch die Möglichkeiten ihr vermehrt einige Probleme
abzunehmen. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade einen internen Jobwechsel in der
Telekom Austria anstrebte und dadurch einiges an Ausbildung vor mir lag, bedeutete
dies für mich einen nicht unerheblichen großen zeitlichen Aufwand. Ende September
begann nun das Arbeitstraining und Reinhard war schon voll motiviert. Der zeitliche
Rahmen war mit 3 Monaten und 4 Stunden pro Tag begrenzt. Die Deckung des Le-
bensunterhaltes wurde vom AMS übernommen. Der Betrag war zwar erheblich klei-
ner als vorher von der Sozialhilfe ausbezahlt wurde, dafür besteht jedoch, wenn Die
Eingliederung in den Arbeitsprozess gelingt, die Aussicht auf wesentliche Steigerung.
Er wurde langsam und behutsam in einen Büroalltag integriert und begann wie fast
alle Lehrlinge mit der Aktenablage. Ein an sich verantwortungsvoller Job.
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