Page 33 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!


            Wenn  er  spricht,  dann  sehr  leise.  Es  etwaige  Gehirnhautentzündung  geben.
            kratzt  ihn  der  Hals,  dies  kommt  wahr- Es werden einige andere Tests gemacht,
            scheinlich  von  dem  Schlauch,  den  er  und man ist soweit zufrieden, zumindest
            stundenlang im Hals hatte. Er hat Mühe  wird uns gegenüber nichts negatives er-
            sich beim Trinken zu stützen, er hat noch  wähnt. Nach zehn Tagen wird Reinhard

            keine Kraft. Er verlangt oft ein wenig zu  wieder in die Neurologie verlegt. Dieses
            trinken,  nach  ein  paar  Schluck  Wasser  Mal liegt er nicht in dem kleinen Zimmer,
            ist er erschöpft. Die Kopfschmerzen sind  sondern  kommt  in  ein  Krankenzimmer
            zu diesem Zeitpunkt erträglich, da er ein  wo vier Patienten Platz haben. Gertrud
            Kopfschmerzmittel  bekommt.  Er  ver- kann dieses Mal nicht bei Reinhard blei-
            langt öfter nach der Urinflasche. Einige  ben, sie hat damit ihre liebe Not. Wir dür-
            Male erbricht er, eine natürliche Reakti- fen ihn zwar zu jeder Zeit besuchen, er ist
            on nach neun Stunden Narkose. Ich be- jedoch in den Nächten das erste Mal in
            komme ein wenig Einblick in die Arbeit  seinem Leben alleine. Eine große Umstel-
            der Nachtschwester, kein leichter Job. Ich  lung für alle. Gertrud leidet am meisten
            habe  diese  Nacht  nur  meinen  Sohn  zur  darunter,  da  sie  Reinhard  versprochen

            Betreuung, sie hat einige Patienten mehr.  hat, ihn niemals alleine zu lassen. Gerade
            Mein  Magen  fängt  so  gegen  zwei  Uhr  nicht in Notfällen und für sie war dies ein
            früh zu rebellieren an. Mir wird schlecht  Notfall. Ihre Sorgen sind teilweise nicht
            und  ich  muss  erbrechen.  Dies  habe  ich  unbegründet. Wenn  man  den  Klinikall-
            dem Schnitzel zu verdanken, man sollte  tag kennt, muss man bei Untersuchungen
            um zehn Uhr nachts kein Schnitzel essen.  außerhalb  der  Station  sehr  oft  lange
            Am nächsten morgen kommt Gerti wie- warten. Man wartet dann irgendwo auf
            der auf Besuch. Wir haben die Nacht gut  einem Gang, und ist ohne Begleitung. Bei
            überstanden.  Ich  gehe  nun  nach  Hause  Reinhard sicher dann ein Problem, wenn

            und  nehme  mir  eine  Mütze  voll  Schlaf.  er einen Grand mal bekommt. Sein erster
            Ich schlafe bei Tag nicht gut und komme  Anfall hat bekanntlich ca. drei Stunden
            dann daher bald wieder zurück. Reinhard  gedauert, und man weiß, dass bei jedem
            wurde in der Zwischenzeit in ein anderes  solcher Anfälle Millionen von Gehirnzel-
            Zimmer  verlegt.  Die  Ärzte  sind  soweit  len absterben. Auch wenn er sicher nicht
            mit Reinhard’s Zustand zufrieden. Ein- so lange alleine ist, hat man doch kein gutes
            zig das Fieber ist nicht in Ordnung. Die  Gefühl. Sein bestelltes Essen bekommt er
            Blutanalyse zeigt einen leichten Entzün- wieder nicht, dass ist aber kein Problem,
            dungsherd,  dagegen  gibt  es  Infusionen.  da Reinhard nicht verwöhnt ist. Die Ver-
            Dieser Zustand dauert tagelang und ver- legung ändert am Fieber nichts. Er hat
            ursacht einiges Kopfzerbrechen bei den  auch immer wieder Kopfschmerzen, die-

            Ärzten. Reinhard spricht nicht recht auf  se werden mit Schmerzmittel behandelt.
            die  Gegenmittel  an.  Jeden  Tag  Fieber,  Die  weiteren  Untersuchungen  verlau-
            nicht sehr hoch, doch stetig vorhanden.  fen alle positiv, die Ärzte sind zufrieden.
            Es wird bereits an eine Lumbal Punktion  Reinhard  unternimmt  auch  schon  län-
            gedacht. Diese soll Aufschluss über eine  gere Spaziergänge innerhalb der Station.



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