Page 23 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!
Die Schüler konnten so ausgezeichnet von den Lippen ablesen. Der damalige
Fachvorstand Fr. Mag. Hanisch war die einzige die es als notwendig empfand, im
Bereich des Elternvereins mit den Eltern über deren Schwierigkeiten, im Alltag
mit der Schule, zu sprechen.
Nach einer Stunde sitze ich wieder im elften Stock und harre weiter der Din-
ge, die da noch kommen sollen. Ich denke wie es Reinhard im Moment geht, mit
den vielen Apparaten und Schläuchen, den Ärzten und Schwestern umgeben von
Dunkelheit, erleuchtet ist nur das Operationsgebiet. Operiert wird unter einem
Mikroskop, um bessere Lichtverhältnisse bei der Arbeit zu bekommen, wird die
Umgebung abgedunkelt. Sicher eine Meisterleistung, wenn man sich vorstellt, acht
Stunden in voller Konzentration vor einem Mikroskop und jeder kleinste Fehler
kann entscheidend für eine schwere Behinderung des Patienten sein. Auch diese
Gedanken erschüttern mein Vertrauen nicht, und so bricht die vierte Stunde des
Wartens an. Da man seine Gedanken schwer abstellen kann, gehören nun wieder
Reinhard meine Gedanken. Hoffentlich zahlt sich diese Tortur aus, und es wird
ihm dadurch entscheidend geholfen. Wenn man bedenkt, was dieser Junge schon
alles in seinem kurzen Leben mitmachen musste, kann man nur den Hut ziehen.
Der Wechsel vom AKH in das St.Anna- davon zu überzeugen, dass es durch
Kinderspital brachte es mit sich, dass die Anzahl der Anfälle nicht ratsam
verstärkt alles versucht wurde die An- wäre mit dem Rad zu fahren. In jedem
fälle zu reduzieren. Es wurde wieder Merkblatt stand es geschrieben, wie
eine Anamnese gemacht und die Daten man sich bei Anfällen verhält. Radfah-
und EEG Blätter, die mittlerweile schon ren wäre erst ratsam nach mindestens
ein beachtliches Gewicht hatten tru- dreimonatiger Anfallsfreiheit. Der An-
gen
gen zur weiteren Behandlung bei. Der fall an sich war nicht das Problem. Zu-zur weiteren Behandlung bei. Der
Umstand, dass im St. Anna Kinderspi- meist waren es die sekundären Reakti-
tal, laufend Ärzte ausgebildet wurden, onen, die dann zu Verletzungen führten.
brachte es mit sich, dass auch hier im- Der Sturz von einem Fahrrad könnte
mer
mer wieder die selben Fragen gestellt sich verheerend auswirken. Noch dazu, wieder die selben Fragen gestellt
wur
wurden. Wir gaben immer wieder die wo er in so einem Fall nicht reagieren den. Wir gaben immer wieder die
selben Antworten. Manchmal kam es konnte. Ich erklärte der Frau Doktor, Antworten. Manchmal kam es
selben
mir
mir vor, als redeten wir aneinander sie solle doch so nett sein und sich ein-vor, als redeten wir aneinander
vorbei.
vorbei. So auch einmal, als die Frage mal darum kümmern, dass Reinhard So auch einmal, als die Frage
auftauchte wieso denn Reinhard vom anfallsfrei wird und dann würden wir wieso denn Reinhard vom
auftauchte
Turnen befreit sei. Und gleich noch als über Radfahren weiter sprechen. Man
Draufgabe
Draufgabe die Frage, ob er nicht gerne ist ständig gefordert und man muss die Frage, ob er nicht gerne
Radfahren möchte, wo das doch so ge- auch immer auf der Hut sein, wenn an-
sund sei. Gerti schossen schlagartig die dere in ihren Bemühungen übertreiben.
Tränen in die Augen. Man muss dazu Reinhard musste im Oktober 1991 doch
bemerken, dass es uns eine gewaltige mit dem Lernen in der Schule aufhören.
Anstrengung gekostete hatte, Reinhard
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