Page 18 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!
Dies bedeutete wieder einmal eine Umstellung der Medikamente. Ich
war auf jeden Fall sauer darüber, dass man das nach einer so lan-
gen Verzögerung, durch das fehlende Rad, feststellte. Reinhard hat-
te dadurch über Monate die falschen Medikamente eingenommen.
Trotz aller Probleme klappte es in der Schule ganz gut. Der Lernerfolg kam je-
doch nicht von alleine. Es war schon notwendig auf die besonderen Bedürfnisse,
die durch die Einnahme der vielen Medikamente entstanden, einzugehen. Hier
war die Mutter gefragt. Sie hatte alles im Griff. Sie entschied immer, wann und
wie viel gelernt wurde. Es war nicht jeder Tag gleich. Sehr oft hatte er seinen
Anfall
Anfall schon in der Früh, vor dem Weg zur Schule, dann war es ziemlich sicher, schon in der Früh, vor dem Weg zur Schule, dann war es ziemlich sicher,
dass kein weiterer folgte. Wir trugen 10 bis 15 Anfälle im Monat in den Anfalls-
kalender ein . Bei diesen Anfällen war Reinhard nicht ansprechbar, er hatte leere
Augen
Augen und verdrehte den Kopf meistens nach rechts. Auch verkrampften sich die und verdrehte den Kopf meistens nach rechts. Auch verkrampften sich die
Hände. Der Zustand dauerte zwischen 15 und 60 Sekunden. Danach brauchte er Der Zustand dauerte zwischen 15 und 60 Sekunden. Danach brauchte er
Hände.
oft bis zu 10 Minuten bis er seine Aktivitäten fortsetzen konnte. Oft war es dann
mit dem Lernen für den Rest des Tages zu Ende. Bei bevorstehenden Prüfungen
war das nicht immer leicht für die Mutter. Da Reinhard in der Schule sehr ehrgei-
zig war, konnte sie ihn oft nicht genug in seinem Lerneifer bremsen, was wieder war, konnte sie ihn oft nicht genug in seinem Lerneifer bremsen, was wieder
zig
zu
zu vermehrten Anfällen führte. Eines war jedenfalls sicher, es gab viele Schüler vermehrten Anfällen führte. Eines war jedenfalls sicher, es gab viele Schüler
die lernen konnten, aber nicht wollten. Reinhard wollte lernen, konnte aber nicht
immer so, wie er wollte. Seine Zeugnisse waren jedoch trotz aller Probleme her-
vorragend. Für beide, Mutter und Sohn, eine glanzvolle Leistung. Das Verständ-
nis der Lehrer, ohne ihm Geschenke dabei zu machen, war auch eine große Hilfe.
Eines Tages kam mir das Schicksal zu Hilfe. Ich fuhr mit einem Fahrgast im Taxi
eine längere Strecke und er erzählte mir, er sei gerade vom Urlaub gekommen. Er
war auf einer Insel und es war dort sehr heiß. Es stellte sich bei dem Gespräch he-
raus, dass er eine Tochter hätte, die ebenfalls anfallskrank war. Er erzählte mir von
einem Verein, in dem es regelmäßig zu Zusammenkünften von Eltern anfallskran-
ker Kinder käme. Zu diesen Treffen käme auch meisten ein Arzt hinzu und da kön-
ne man leichter, als in den Kliniken, über die Probleme sprechen. Einmal jährlich
zu Pfingsten waren Seminare geplant, die Kinder wurden beaufsichtigt, während
die Eltern an Vorträgen von Ärzten, Psychologen und dergleichen, teilnahmen.
Er erklärte mir auch noch die Mög-
lichkeit des Bezuges einer zwei-
ten Kinderbeihilfe für den kran-
ken Sohn. Danach lud er mich
zum nächsten Treffen der EIAK
(Eltern-Initiative-Anfallskranker-
Kinder) ein. Als ich damals von
meinem Nebenjob nach Hause
kam hatte ich einiges zu erzählen.
Ausschnitt vom Original-Brief
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