Page 15 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!
Im Spital angekommen ging es zuerst einmal zur Station, kurze Anfrage, ob alles
wie geplant abläuft und dann zur Aufnahme. Die Aufnahme befand sich im älteren
Teil des AKH. Wenn man sich auskannte konnte man durch die Keller der Neuro-
chirurgie, der Kinderklinik und der Neuropsychiatrie des Kindes und Jugendalter
die Aufnahme erreichen, man konnte sich dadurch ein wenig des Weges erspa-
ren. Die Operation war für den frühen Nachmittag angesetzt. Reinhard musste
natürlich wegen der Narkose nüchtern sein. Ab Mittag war es nicht mehr leicht
ihn davon zu überzeugen, dass es notwendig war nüchtern zu bleiben. Um so er-
staunter waren wir, als der Pfleger dann doch mit einem Tablett voll Essen in das
Krankenzimmer kam, um uns mitzuteilen, die Operation könne nicht stattfinden.
Der Anästhesist wäre nicht gekommen. Wir waren einigermaßen enttäuscht und
Reinhard begann mit einem dementsprechenden Appetit die Suppe zu essen. Er
setzte gerade zum dritten Löffel an, als die Türe aufging und der selbe Pfleger,
der Reinhard das Essen brachte, in den Raum stürzte, um uns zu sagen, dass der
Narkosearzt doch eingelangt sei. Es war 15 Uhr 15 Minuten. Die paar Löffel
Suppe spielten keine Rolle und das Tablett mit dem Essen wurde wieder entfernt.
Reinhard wurde danach gleich abgeholt und wir verließen die Klinik. Ich machte
mir mit den Schwestern aus, später wiederzukommen. Ich rief dann gegen 19 Uhr
30 an, um mich zu erkundigen, ob man schon etwas wisse. Ich war erstaunt zu
erfahren, dass Reinhard bereits auf der Station in einem Aufwachzimmer liege
und alles nach Plan verlaufen sei. Da ich nicht weit in die Klinik hatte, fuhr ich
sofort los, um Reinhard einmal kurz zu sehen. Er lag tatsächlich schon in der Sta-
tion und machte sogar einmal kurz die Augen auf. Er erkannte mich zwar nicht,
aber ich war trotzdem beruhigt ihn gesehen zu haben. Ich war jedenfalls erstaunt
darüber, dass er nicht auf der Intensivstation lag, und es beruhigte mich damals
sehr ihn schon in diesem Zustand vorgefunden zu haben. Einige Zeit später er-
klärt mir Prof. B. , er konnte die Zyste komplett entfernen und unser Reinhard sei
nun seiner Meinung nach gesund. Er lag dann auch nur acht Tage auf der Station
und Prof. B. sagte uns nochmals , es seien keine weiteren Komplikationen zu er-
warten. Verblüffend für uns war auch die relativ kleine Narbe auf der Kopfhaut.
Sie verlief gerade, war ungefähr 10 Zentimeter lang, und befand sich seitlich über
dem linken Ohr. Der angekündigte mögliche Gesichtsfeldeinfall blieb auch aus.
Bei einer Routinekontrolle nach drei Monaten verlief alles zur Zufriedenheit der
Ärzte. Um so erstaunter waren wir, als wir feststellen mussten, dass die Anfälle
dann erst so richtig begannen. Im EEG war auch keine Änderung zu bemerken.
Damals sprach man davon, dass es sicher noch einige Zeit dauern würde bis sich
eine nachhaltige Wirkung der Operation einstellen würde. Es begann nun ein lan-
ger Weg des Ein- und Ausschleichens der Medikamente. Diese wurden hinsicht-
lich ihrer Zuordnung und Verträglichkeit gemischt verabreicht und immer wieder
dazwischen die Blutwerte, der Medikamentenspiegels aber auch die Leberfunk-
tionswerte kontrolliert. Reinhard hatte damals schon einige Anfälle im Monat.
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