Page 22 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!
In den selben Zeitraum fiel auch der Plan, ein Haus am Lande zu Mieten. Rein-
hard käme dadurch mehr in eine gesündere Luft und hätte auch, in der freien
Natur, mehr Platz zum Spielen. Wir suchten Annoncen in den diversen Zeitungen.
Wir sahen uns einige Objekte an, es war aber nicht das Richtige dabei. Entweder
es war zu teuer, oder es war zu weit weg.
Der Radius sollte 100 km nicht über- inzwischen nicht weniger sondern mehr
schreiten. Wir fanden dann doch ein geworden, eventuell eine Bürotätig-
Objekt in Niederösterreich, in Purgstall keit anzustreben. Das Fundament dazu
an der Erlauf. Ein kleines Bauernhäus- sollte die Handelsschule in der Ungar-
chen mit einem idyllischen Innenhof. gasse geben. Diese Schule wurde als
Der Preis stimmte und die Vermieter Integrationsschule erbaut. Den notwen-
waren auch sehr nett. Familie Lindor- digen Test bestand er nicht, durfte aber
fer, er im Finanzamt beschäftigt, sie im aufgrund der Behinderung in die so
Haushalt tätig, waren angenehme Leu- genannte VLA (Vorbereitungslehrgang)
te. Da wir sehr umgängliche Menschen gehen. Reinhard profitierte einiges von
sind hatten wir auch gleich eine gute diesem Jahr und bestand den darauf hatten wir auch gleich eine gute
sind
Beziehung zu der Familie. Die Frau des folgenden zweiten Test für die Handels-zu der Familie. Die Frau des
Beziehung
Hauses
Hauses sah auch eine große Aufgabe in akademie. Wir begnügten uns mit der sah auch eine große Aufgabe in
der Pflege ihrer alten Mutter. Gerti ver- Handelsschule und Reinhard begann Pflege ihrer alten Mutter. Gerti ver-
der
stand
stand sich mit Frau Lindorfer sehr gut. mit der ersten Klasse. In der VLA merkte sich mit Frau Lindorfer sehr gut.
Einer der wenigen Menschen außerhalb ich schon die Differenzen zwischen der der wenigen Menschen außerhalb
Einer
der
der Familie, mit denen Gerti, über den Schulleitung und dem Elternverein. So Familie, mit denen Gerti, über den
gesundheitlichen Zustand Reinhard’s wurde uns zum Beispiel untersagt unse-Zustand Reinhard’s
gesundheitlichen
spr
sprechen konnte. Wir fuhren so oft es re Treffen in der Schule abzuhalten. Da echen konnte. Wir fuhren so oft es
ging,
ging, in das Haus und hatten fast schon es jedoch in diesem Jahrgang nur Be-in das Haus und hatten fast schon
eine zweite Heimat gefunden. Herr Lin- hinderte gab, und deren Eltern kämpfen
dorfer betrieb eine kleine Schafzucht. gewohnt waren, stellte das für uns kein betrieb eine kleine Schafzucht.
dorfer
Dies belebte oft das Wochenende, da die Hindernis dar. In einer Klasse, in der belebte oft das Wochenende, da die
Dies
Tiere um das Haus herum weideten. Ich nur Behinderte saßen, konnte man nicht
legte mir einen kleinen Zierteich an. Al- von Integration sprechen. Integration
les in allem eine sehr angenehme Zeit. heißt nämlich, Verbindung einer unter-
Reinhard hatte in der Zwischenzeit die schiedlichen Vielheit von Menschen zu
Hauptschule gut abgeschlossen, und wir einer gesellschaftlichen und kulturellen
waren der Meinung, dass er sich hervor- Einheit. Sitzen hier nur Behinderte zu-
ragend für eine Handelsschule eignen sammen, kann man nicht integrieren.
würde. Er war auch sofort bereit, trotz Wir trafen uns also in Gasthäusern.
seiner Behinderung, die Anfälle waren
Der Schuldirektor hatte den Sinn einer Integration nicht verstanden. Sein
Name ist mir entfallen, zu diesem Zeitpunkt war es einfach nicht von Wert,
sich diesen zu merken. Eines der vielen Beispiele, er ließ in einer Klasse, mit
einigen schwer Hörbehinderten, eine Lehrkraft mit Vollbart unterrichten.
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