Page 26 - Der Krampf
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Der „Krampf“ eine wahre Geschichte!

                     Es  verlief  naturgemäß  nicht  immer  alles  zur  Zufriedenheit.  Manchmal  war  es
                     nicht  einfach  zuzusehen,  wenn  ein  junger Arzt  ohne  Erfahrung  in  der  kleinen
                     Hand nach einer Vene suchte, und dann prompt keine fand. Der Arm sah dann
                     auch dementsprechend aus. Oder ein anderes Mal, Reinhard war von St. Anna
                     Kinderspital ins AKH zu einer Lungenuntersuchung bestellt. Als ich hörte, wie
                     man sich die Untersuchung vorstellte, bestand ich darauf, dass ein Arzt vom St.
                     Anna Kinderspital dabei sein möge. Es war nämlich geplant Reinhard laufen zu

                     lassen um die Lungenfunktion bei Belastung zu testen. Ich wusste, dass Reinhard
                     bei Belastung einen Anfall bekommen könnte und war daher aus diesem Grund
                     besorgt. Der Arzt kam auch damals wie vereinbart, hatte aber keinerlei Medika-
                     mente oder Spritzen dabei. Er war somit nur Beobachter und, aus meiner Sicht,
                     unnötig gekommen. Unnötig deshalb, weil wir immer zwei Tuben Stesolid 10mg
                     bei uns hatten. Bei Reinhard dauerten die Grand mal Anfälle länger als eine Vier-
                     telstunde, und mit Stesolid (enthält Valium) kam er schneller wieder zu Bewusst-
                     sein.
                     sein. Die Gefahr dabei war die Menge des Mittels. Die Dosierung durfte ohne Die Gefahr dabei war die Menge des Mittels. Die Dosierung durfte ohne
                     ärztliche
                     ärztliche Aufsicht 20 Milligramm nicht überschreiten, da es sonst zu Problemen Aufsicht 20 Milligramm nicht überschreiten, da es sonst zu Problemen
                     bei der Atmung kommen konnte. In einer Tube waren 10mg enthalten, da die-
                     se rektal verabreicht wurde, ist die Menge nicht immer so exakt zu bestimmen. rektal verabreicht wurde, ist die Menge nicht immer so exakt zu bestimmen.
                     se
                     Daher wäre die Anwesenheit des Arztes, mit seinem Werkzeug, von Vorteil ge-wäre die Anwesenheit des Arztes, mit seinem Werkzeug, von Vorteil ge-
                     Daher
                     wesen. Ein anderes Thema waren die Nebenwirkungen. Gewichtsschwankungen Ein anderes Thema waren die Nebenwirkungen. Gewichtsschwankungen
                     wesen.
                     um die 15 Kilo waren genauso möglich, wie drei Grand mal Anfälle aufgrund die 15 Kilo waren genauso möglich, wie drei Grand mal Anfälle aufgrund
                     um
                     von
                     von zu kurzen Aus- und Einschleichintervallen. Wir mussten in dieser Zeit um zu kurzen Aus- und Einschleichintervallen. Wir mussten in dieser Zeit um
                     jedes Milligramm mit den Ärzten feilschen. Durch die vielen Änderungen stieg Milligramm mit den Ärzten feilschen. Durch die vielen Änderungen stieg
                     jedes
                     die Anfallsfrequenz an und wenn er aus gesundheitlichen Gründen fehlte, war Anfallsfrequenz an und wenn er aus gesundheitlichen Gründen fehlte, war
                     die
                     ein Nachholen des Lehrstoffes fast nicht mehr möglich. Damit war ein weiterer
                     Besuch der Schule nicht mehr vertretbar. Wir einigten uns daher auf eine Un-der Schule nicht mehr vertretbar. Wir einigten uns daher auf eine Un-
                     Besuch
                     terbrechung  der  zweiten  Klasse,  und  wir  hofften,  dass  sich  die  Situation  auf-

                     grund der Versuche mit den verschiedenen Medikamenten doch noch besserte.

                     Diese  Hoffnung  wurde  trotz  aller  Be- auch nicht kleiner. Bei unseren Überle-

                     mühungen  nicht  erfüllt.  Bei  einer  der  gungen wurde eines immer klarer, Rein-
                     zahlreichen Termine dachte Fr. Dr. St.  hard hat, unterm Strich betrachtet kei-
                     laut  über  einen  weiteren  Eingriff  in  ne andere Chance. Also wieder dorthin
                     Reinhard’s Gehirn nach. Sie hätte das  zurück, wo wir vor etlichen Monaten, in
                     schon mit Fr. Dr. F. besprochen und wir  der Hoffnung Reinhard‘s Zustand würde
                     könnten  wieder,  für  eine  preoperative  sich bessern, gegangen sind. Aufgrund
                     Phase ins AKH wechseln. Man hatte uns  dieser  neuen  Situation  begannen  wir
                     soeben  wieder  einmal  einen  größeren  wieder mit der Suche nach einem Haus
                     Knödel zur Verdauung mitgegeben. Zu- im Grünen. Nach drei Monaten fanden

                     hause angekommen würgten wir an dem  wir, wieder aus der Zeitung, in der Stei-
                     Knödel hin und her, er wurde dadurch  ermark ein Haus mitten in einer Wiese.




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